Studie: Glücks­spiel unter britischen Häft­lingen weit verbreitet

Posted on: 23/11/2022, 09:31h. 

Last updated on: 23/11/2022, 09:45h.

In Großbritannien floriert das Glücksspiel nicht nur unter dem in Freiheit lebenden Teil der Bevölkerung. Auch für Häftlinge sind Sportwetten und Co. ein beliebter Zeitvertreib. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Glücksspiel-Studie [Seite auf Englisch], die Wissenschaftler der University of Lincoln unter Gefängnisinsassen durchführten.

Gefängnis, Kartenspiel, Würfel
Glücksspiel mit Karten und Würfeln ist im Gefängnis verbreitet (Bilder: Pixabay)

Die “Gambling and crime: An exploration of gambling availability and culture in an English prison” betitelte Studie wurde unter der Leitung des Wissenschaftlers Russell Webster durchgeführt. Dabei waren 282 Häftlinge über ihre Glücksspiel-Gewohnheiten während ihres Gefängnisaufenthalts befragt worden.

Ähnliche Glücksspiel-Verbreitung wie in Freiheit

Demnach hätten 45 % der Insassen angegeben, im Gefängnis gespielt zu haben. Mit 66 % habe dabei ein Großteil von ihnen bereits vor Haftantritt mit dem Glücksspiel begonnen.

In Bezug auf den Glücksspiel-Konsum in Haft kommt die Studie auf ähnliche Ergebnisse wie allgemeine Untersuchungen. So hatte Ende Oktober eine Analyse der Glücksspielbehörde UK Gambling Commission ergeben, dass in diesem Jahr 44 % aller Erwachsenen gespielt hätten.

Allerdings sei der Anteil der Problemspieler in Haft leicht erhöht. Webster erklärte:

Einhundertfünfundachtzig Teilnehmer gaben an, vor ihrer Inhaftierung zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens Glücksspiele gespielt zu haben. Davon gehörte mehr als ein Viertel zur Risikokategorie des moderaten oder problematischen Glücksspiels.

Außerhalb der Gefängnisse liege dieser Wert der UKGC zufolge leicht darunter. Webster schränkte jedoch ein, dass der Unterschied aufgrund der geringen Anzahl der Befragten nicht zwangsläufig repräsentativ sei.

Andere Glücksspiel-Arten im Gefängnis

Ein erheblicher Unterschied bestehe jedoch in der Art der konsumierten Glücksspiele. Dies sei auf das eingeschränkte Angebot an Möglichkeiten in den Gefängnissen zurückzuführen. So hätten die spielenden Insassen zuvor zu 49 % an Spielautomaten gezockt und 46 % auf Sportwetten gesetzt. Bei 37 % seien es Lotto-Produkte gewesen, während 33 % Online-Casinos besucht hätten.

Im Gefängnis hingegen seien Karten- und Würfelspiele mit 52 % die beliebteste Form des Glücksspiels unter den Insassen gewesen. Darauf folgten Sportwetten (46 %), insbesondere auf Ballspiele (21,6 %) sowie Wetten auf Hunde- und Pferderennen (14 %).

Die Studie zeigt nach Meinung von Webster einen besorgniserregenden Trend. So hätten 19 % der Gefangenen erklärt, sich von anderen Insassen Geld geliehen zu haben, um ihr Glücksspiel zu finanzieren. Bei über der Hälfte von ihnen sei es dabei vorgekommen, dass sie zumindest zeitweise ihre Schulden nicht hätten zurückzahlen können. Über die möglichen Konsequenzen für die Schuldner wurde nichts bekannt.

Bei der Intention für den Glücksspiel-Konsum habe laut Forschern der Gewinn von Geld und Preisen im Vordergrund gestanden. Als weitere Faktoren seien Abwechslung und die Überbrückung von Langeweile im eintönigen Gefängnisalltag genannt worden.

Somit sei das Glücksspiel für knapp ein Drittel der Häftlinge zu einem “normalen Teil des Gefängnislebens” geworden. Inwieweit die Befragten nach ihrer Entlassung an ihre Glücksspiel-Gewohnheit anknüpfen, wurde nicht untersucht.